Johannes Schreiter: Abstrakte Glasmalerei
zurück zur Startseite     zurück zur Schreiterwerkschau


"Gethsemane"

Da sind wir  also jetzt tatsächlich in Lüneburg gewesen und es war für mich ein ganz besonderer Augenblick, irgendwie erhebend. Darauf habe ich mich ja nun schon eine ganze Weile gefreut. Und es hat sich, wenn man das mal so ausdrücken will, vollstens gelohnt, ich bin immer noch völlig begeistert und hin und weg. Ich habe mir zusammen mit meiner Frau Dany und den Kindern erst „Gethsemane“ und dann „Golgatha“ angesehen und irgendwie fühlten wir uns alle von der Liebe Gottes berührt, manche bewusster als andere :-), aber auch Lion und Julian rekapitulierten noch einmal ehrfürchtig den gewaltigen Liebesratschluss Gottes. Wir sprachen anhand deiner Bilder über die Liebe Gottes und warum er sterben musste und auch darüber, warum du nicht figürlich malst. Sie haben das gut verstanden, dass man die Erwachsenen einfach mit Symbolen herausfordern muss nachzudenken, weil sie bei figürlicher Darstellung gar nicht mehr hinschauen und das Wesentliche nicht sehen können.

In "Gethsemane" scheint alles noch offen. Und eben darin liegt für mich die Ungeheuerlichkeit dieses Bildes, aber auch des Geschehens: Jesus hätte Nein sagen können ... Welch eine Liebe muss Jesus für uns empfinden, dass er offenen Auges sich für die schrecklichste aller schrecklichen menschlichen Grausamkeiten entscheidet, um uns aus der Sklaverei des Todes und des Teufels freizukaufen.


„Golgatha“ war in der direkten Konfrontation übrigens viel schwerer auszuhalten, als das viel belebtere "Gethsemane". Das war mir erst gar nicht so richtig bewusst. Ich bemerkte einfach nur einen Unterschied in meinem Gefühl, ich fühlte mich irgendwie „leichter“ und „besser“ vor „Gethsemane“. Das Fenster "Golgatha" aber ist im wahrsten Sinne des Wortes schrecklich schön und in seiner Abstraktion viel konkreter als jede figürliche Kreuzigungsdarstellung.

"Golgatha" hat so eine unglaubliche provozierende Leere, eine stille Leere, die leere Stille im Himmel aufgrund des Ungeheuerlichen - Gott stirbt!

Gott stirbt für dich und für mich, lieber HP-Besucher. Und das bedeutet ja auch, dass es notwendig ist, dass er es tut. Das hat wieder einmal unheimliche Dankbarkeit und Bestürzung über meine Gottesferne (Sünde) zugleich in mir hervorgerufen. Einziger Hoffnungsschimmer scheint da irgendwie im Leben und auch im Bild links unten die Höllenfahrt Christi (1.Petr 3,19) zu sein: die triumphierend warm leuchtende rote Klammer in einem ineinander stürzenden Chaos.

Genau das wünsche ich dir von ganzem Herzen, lieber HP-Besucher, und auch mir, dass Christus auch in unsere ganz private Hölle hinabsteigt und den gefangenen und unterdrückten Anteilen unseres von Gott geschaffenen und gewollten Lebens die Freiheit predigt und ihnen „ein Angebot macht, das sie nicht ablehnen können“!

"Golgatha"

Danke für diese beiden Fenster, lieber Johannes, dass du dich von Gott hast gebrauchen lassen und dass ihr, Edith und du, damals vor dieser Provokation nicht zurückgeschreckt seid.